Foulspiel in Brasilien: Wie FIFA und Militärpolizei einen Krieg gegen die Armen führen

Publicado el 2014-07-04 12:16:13


Die Proteste gegen die Rekordausgaben für die WM gehen in vielen brasilianischen Städten weiter. Gleichzeitig geht die Militärpolizei dort mit Tränengas und Schusswaffen gegen die Demonstrierenden vor. Im Zuge der WM-Vorbereitungen wurden auf Druck der FIFA Polizei und Militär massiv aufgerüstet. So hat die deutsche Polizei die Polizei von Rio in der „Kessel-Taktik“ ausgebildet, während Krauss-Maffei Wegmann zusammen mit Siemens 34 Gepard-Panzer mit Flugabwehrgeschützen und VW Wasserwerfer lieferte. Die WM wird zum Anlass für den größten Einsatz von Streitkräften im Inneren in der Geschichte Brasiliens. Die staatliche Gewalt richtet sich besonders gegen die Menschen in den Favelas. Für WM und Olympia sind schätzungsweise 250.000 Menschen vertrieben worden oder akut von Vertreibung bedroht. Kein Haus eines Reichen sei angetastet worden, so Thomas Fatheuer, betroffen seien ausschließlich ärmere Menschen. Die Militärpolizei führe schon lange einen „Krieg gegen die Armen“. Die WM in Brasilien gilt als die teuerste aller Zeiten. Der brasilianische Staat hat mehr als zehn Milliarden Euro für die WM ausgegeben, während in Bereichen wie Gesundheit und Bildung lebensnotwendige Investitionen fehlen. Drei der Stadionneubauten sind in Städten entstanden, in denen es nicht einmal einen Drittliga-Fußballclub gibt – ein Milliardengeschäft für große Baukonzerne wie Odebrecht, die auch zu den wichtigsten Wahlkampffinanziers von Regierung und Opposition gehören. Sportliche Megaevents würden benutzt, so Thomas Fatheuer, um eine massive Kommerzialisierung von Städten durchzusetzen. Die Stadt werde zu einem Verwertungsraum für das Kapital umgebaut, während elementare Bürgerrechte zurückgedrängt würden. Dazu zählen auch Fifa-Regeln wie die Sondergesetze zum Ausschluss lokaler Händler. Dabei sei der volkswirtschaftliche Nutzen sportlicher Großereignisse, so der Wirtschaftswissenschaftler Wolfgang Maennig, faktisch gleich Null. Mit Thomas Fatheuer, Sozialwissenschaftler und Buchautor, bis 2010 Leiter des Büros der Heinrich-Böll Stiftung in Rio de Janeiro Wolfgang Maennig, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Hamburg, Ruder-Olympiasieger (1988) Dave Zirin, US-Sportjournalist, Autor des Buches "Brazil's Dance with the Devil. The World Cup, the Olympics, and the Fight for Democracy" [+]